Warum deutsche Wirtschaftspolitik Spitzenforscher braucht
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Kanzlerin Merkel und Finanzminister Scholz mit dem Sachverständigenrat im November Bild: dpa
Anders als in Deutschland lassen die erfolgreichsten amerikanischen Forscher alles stehen und liegen, wenn der Präsident Berater sucht. Vorschläge für eine Reform der ökonomischen Politikberatung. Ein Gastbeitrag.
Deutschland sucht neue Wirtschaftsweise. Wie man liest, sollen demnächst die Professorinnen Veronika Grimm und Monika Schnitzer in den Olymp der deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Beratung aufsteigen: den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Wie man aber auch liest, hat es einige Mühe gemacht, Spitzenökonomen für diese Aufgabe zu begeistern. Von anderen Ökonominnen, etwa der international renommierten Frankfurter Makroökonomin Nicola Fuchs-Schündeln, heißt es, dass zwar durchaus Interesse bestanden habe, doch letzten Endes war das Verbleiben an der Universität dann doch attraktiver. Wie anders sieht es in den Vereinigten Staaten aus: Ob für einen Demokraten oder Republikaner im Weißen Haus – wenn er nicht gerade Donald Trump heißt –, lassen die Ökonomen dort alles stehen und liegen.
Man erinnere sich etwa an den November 2008: Barack Obama wird zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt, die Welt ist begeistert. Auch an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät im kalifornischen Berkeley herrscht Hochstimmung. Der Präsident braucht guten ökonomischen Rat und sucht ihn bei den Ökonominnen und Ökonomen der renommiertesten Universitäten des Landes. Einige Wochen später lichten sich daher die Reihen in Berkeley. Von der Lehrstuhlinhaberin über den Juniorprofessor bis hin zum Doktoranden ziehen Berkeley-Ökonomen nach Washington, D.C. um; allen voran Christina Romer als Vorsitzende des Council of Economic Advisors (CEA), des obersten wirtschaftspolitischen Beratungsgremiums des Präsidenten. Seit ihrer Promotion am Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat sich Romer mit Arbeiten zur Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren einen Namen gemacht, inmitten der großen Finanzkrise 2008/2009 nun wertvolle Expertise für den neuen Präsidenten. Ihr Kollege, der Arbeitsmarktforscher Alexandre Mas, heute in Princeton, wird zur gleichen Zeit Chefökonom im Arbeitsministerium. In der zweiten Obama-Administration wechselt auch Maurice Obstfeld, der spätere Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, für den CEA vom Pazifik an den Potomac.
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