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Immer schön lächeln? Studie zeigt, was Frauen mittleren Alters die Karriere kosten kann

Mann und Frau machen Wettlauf
© Moor Studio / Adobe Stock
Eigentlich ist die Lebensmitte das perfekte Alter, um für Spitzenpositionen im Job in Frage zu kommen. Bei Frauen sieht es das anders aus. Eine Studie fand heraus, woran das liegt.

Fahr doch mal ein wenig die Ellenbogen aus, haben sie gesagt. Lieber klotzen statt kleckern, haben sie gesagt. Sei doch mal ein bisschen mehr wie ein Mann, haben sie gesagt. Sätze, die Frauen zu hören bekommen, wenn sie beim Versuch die Karriereleiter nach oben zu klettern, an den Hürden scheitern. Die Annahmen, die auch Studien bestätigen: Frauen sind einfach zu nett. Ihnen fehle es oft an dem nötigen Biss und dem Selbstbewusstsein für sich einzustehen. Doch nimmt man sich das zu herzen, dreht sich der Spieß ganz schnell herum. Selbstbewusstes Auftreten wird schnell als zickig oder arrogant eingestuft. Das passt nicht. Denn von Frauen wird noch immer erwartet, dass sie ein wohligwarmes Gefühl erzeugen UND selbstbewusst sind. Und das kann durchaus auch 2023 die Karriere kosten, wie eine aktuelle Studie eines Forschendenteams der Universität Berkley zeigt.

Frauen mittleren Alters gelten als weniger "nett"

Die Studie, die im "Journal of Organizational Behavior and Human Decision Processes" veröffentlicht wurde, ergab, dass sowohl Männer als auch Frauen mit zunehmendem Alter zwar als fähiger und effektiver wahrgenommen, aber nur Frauen gleichzeitig als weniger warmherzig und nett angesehen werden. Dies führe dazu, dass sie im Job härter beurteilt würden, was wiederum großen Einfluss auf ihre Karrierechancen habe. Die Untersuchungen zeigten, dass die Bewertungen männlicher Professoren mit zunehmendem Alter ziemlich konstant bleiben, bei den weiblichen Professorinnen hingegen erreichten sie in ihren 30ern den Höhepunkt, bevor sie 47 auf den den Tiefpunkt sanken. Die Ergebnisse könnten erklären, warum es immer noch einen "kontinuierlichen Mangel" an Frauen in Spitzenpositionen gibt, erklärt Jennifer Chatman, Professorin an der Haas School of Business und eine der Mitautorinnen der Studie. Vor allem überholte Stereotypen spielten dabei eine entscheidende Rolle.

Stereotype Frauenbilder sabotieren Karriere

Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Frauen im Allgemeinen als wärmer als Männer gelten, während Männer als handlungsfähiger und durchsetzungsfähiger wahrgenommen werden. Annahmen, die auf historisch vererbte Stereotypen zurückgehen: Die Frauen, die sich um Kinder und Haus kümmerten, während Männer jagten oder arbeiteten. Auch wenn sich inzwischen vieles verändert hat, "die Stereotypen haben ihren Nutzen überlebt", sagt Chatman gegenüber Business Insider und fügte hinzu, dass genau daraus eine Reibung entstehe: "Es scheint etwas in der Natur des Karrierefortschritts zu geben, das die Menschen dazu zu bringen scheint, Frauen als weniger warmherzig und daher weniger sympathisch wahrzunehmen, wenn ihre Entscheidungsfreiheit zunimmt." Besonders für Frauen mittleren Alters sei dies prekär, da sie in diesem Altersabschnitt am stärksten stereotypisiert würden, was dazu führe, dass ihre Leistungen schlechter bewertet würden, sie sich gleichzeitig aber aufgrund ihrer Erfahrungen und ihres Wissensstandes auf potenzielle Spitzenpositionen in Unternehmen bewerben würden. Damit haben sie es gegenüber ihren männlichen Konkurrenten wesentlich schwerer, Karriere zu machen, da von Frauen in Führungsgesprächen aufgrund geschlechtsspezifischer gesellschaftlicher Erwartungen oft eine Kombination aus Kompetenz und Wärme erwartet wird. 

Und was nun?

Eine Studie der University of Michigan untersucht, wie sich dies auf Frauen auswirkt und was sie dagegen tun können. Hierfür betrachtetet das Forschungsteam verschiedene persönliche Berichte von weiblichen Führungskräften. Einige Teilnehmerinnen verwendeten sogenannte wärmebasierte Taktiken, andere kompetenzbasierte oder auch eine Mischung aus beidem. "Ein beunruhigendes Ergebnis unserer Arbeit ist, dass Frauen nie aufhören dürfen, sich an geschlechtsspezifische Erwartungen anzupassen", erklären die Autoren. "Diese Realität könnte den Widerstand von Frauen gegen die Übernahme von Beraterpositionen anheizen und das unverhältnismäßige Ausmaß an Burn-out erklären, das Frauen erleben, weil sie ihr Verhalten ständig regulieren müssen." 

Neue Bewertungsmaßstäbe müssen her

Die Ergebnisse dieser Studien zeigen deutlich, mit welchen Schwierigkeiten Frauen immer noch konfrontiert werden, wenn sie versuchen, Karriere zu machen und wie generisch verwurzelt die stereotypen Vorstellungen sind, die uns von Gleichstellung abhalten. So schreibt forbes.de: "Es gibt eindeutig systemische Herausforderungen zu bewältigen, wenn Frauen in Organisationen vorankommen sollen, insbesondere auf Vorstandsebene, wo die Erwartungen so oft geschlechtsspezifisch sind. Schließlich ist es kaum eine Lösung, dass sich Frauen mit zunehmendem Alter extra anstrengen müssen, um warmherzig und freundlich zu erscheinen, zumal die Studien bereits die schmalere Bandbreite scheinbar akzeptabler Verhaltensweisen hervorheben." Und auch das Forschendenteam schlussfolgert: "Wir müssen Systeme und Standardisierungen schaffen, wie wir Kandidaten diskutieren und bewerten und Feedback zur Persönlichkeit entweder ausschließen oder sicherstellen, dass es für Männer gleichermaßen berücksichtigt wird."

Quellen: greatergood.berkeley.edu, businessinsider.com, forbes.com

jba Brigitte

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